20 Fenster mit Glasgemälden in der Kaplanei

Ein sehr schöner und äußerst wertvoller 20-teiliger Glasgemälde-Zyklus (von 1656/57) befindet sich in den Oberlichtfenstern der Kaplanei. Mit Einverständnis des Kirchenrates hat uns Peter Bühlmann die Bilder zur Verfügung gestellt. In einem oberen Spruchband wird die dargestellte Szene beschrieben. Im unteren Bereich findet sich der jeweilige Stifter mit seinem Wappen.

Interessant ist, dass in diesem Zyklus keine einzige Szene aus dem Leben Jodoks dargestellt wird. Jodok veranschaulicht allgemeine christliche und menschliche Lebensweisheiten, die häufig mit Bildern und Motiven aus der antiken Literatur präsentiert werden.

Da die Texte nicht immer leicht zu entziffern sind, finden Sie unterhalb des Zyklus die buchstabengenaue Übertragung und daneben eine Annäherung im heutigen Deutsch, die möglichst nahe am ursprünglichen Text bleiben will.

Kaplanei

1 Wie ein Soldat auf Befehle schaut,
Sankt Jost auf Gott seinen Gehorsam baut.
(Ist) willig bereit, zu reisen fort,
wo(hin) er ihn sende an einen Ort.

2 Die Sonn der Lieb hat ihn entzündt,
dass er als wie ein Spiegel brennt.
Dafür hat er sich anderen zugewendet
und erleuchtet, die zuvor verblendt.

3 Wer auf die helle Sonne zielt,
umsonst seine Luftgefechte macht.
Die wahre Sonn der Gerechtigkeit
keinem Pfeilschützen einen Treffer erlaubt.

4 Ein Licht gibt dem andern seinen Glanz,
Bleibt doch im Schein vollkommen ganz.
Je mehr Sankt Jost vom Glanz berührt,
desto mehr die Liebe zu Gott (ihn führt).

5 Alle Sorgen der Welt warf er von sich.
Die Lieb zu Gott sieht er zuoberst über sich.
Flammend wie Elias im Fleisch
also ward er erhöht im Geist.

6 Wie Odysses liess er sich binden,
die Ohren (ver)stopfen, um zu überwinden
die Wollust und der Sirenen Gesang.
Fuhr sicher durch ohne Nachklang (?).

7 Die schöne Blum der Königskrone
trägt nichts als ihre Schönheit davon.
(Wer) aber sie geschmäht
der wird so als ein Unkraut geachtet.

8 Den rechten Weg St. Jost antritt.
Die Spitzen der Dornen achtet er nicht.
Die Rosen lässt er hinter sich.
Ihr Farbe und Geschmack und Zier gelten ihm nichts.

9 Die himmlische Krone hat er erwählt.
Die irdische in das Wasser fällt.
Der Geist gab ihm ein durch den Verstand,
dass sie ein Schaden ist, ohne Bestand.

10 Sankt Jost von königlichem Stamm
die Kron verwirft und als ein Pilger
den Himmel sucht. Geld und Ehrsucht,
was man sonst liebet, er verflucht.

11 Sankt Jostens hochheiliges Leben,
durch die Embleme (?) erheben,
sind Stufen zu der Seligkeit
und Lichter ewiger Klarheit.

12 Gleich wie die Sonne ihren Strahl allein
dem Wasser gibt zum Widerschein
ohn Hitze, ohn Wirkung und ohn Kraft.
Aus Nichts besteht ihr Eigenschaft.

13 Gleich wie der Stier zum Schlachten geboren
oder zur Arbeit (ist) erkoren,
So also zum Tod oder zur Arbeit
nach Gottes Willen ist er bereit.

14 Lieblich ist der Imme Arbeit,
wenn sie Honig zur Wabe trägt.
Lieblicher sind göttliche Ding,
deren Joch süss und Bürde gering.

15 Wenn der Blitz auf einen Felsen (trifft?),
der Streich mit Gewalt zur Kugel(?) schwingt(?)
Wird der Verfolgung widerstanden,
ist der Verfolger selbst verletzt.

16 Er sammelt einen guten Schnitt,
dem Arbeiter fehlt sein Lohn nicht.
Denn wer für den Himmel erntet (?),
der nimmt und geniesst die Frücht allein.

17 Seinem Beruf ging er stark nach,
doch Gefahr und Wetter vor sich sah.
Die Überlast in das Meer (er) warf
denn williger Armut es nicht bedarf.

18 Wer schließlich wie der Phönix stirbt
für das zeitliche Leben, erwirbt
Das ewige. Wer im Feuer der Liebe
verbrennt, die Liebe Gottes gewinnt.

19 Der höllische Drach ihn sehr anficht.
seinen Rachen aber er absticht.
In Liebe, Hoffnung und im Glauben
tat er ihn seiner Gewalt berauben.

20 Als Orpheus seine Saiten gerührt,
hat er durch Kunst und Lieb herausgeführt
seine Gemahlin aus tiefer Hölle;
ebenso führt S. Jost (her)aus seine Gesellen.